Deutschland bleibt gesuchter Investmentstandort für Handelszentren
Handelsimmobilien bleiben auch in Zukunft gesuchte Investitionsobjekte
Bäcker, Lebensmittelhändler und Allgemeinarzt – alles dicht beieinander. Das ist bei für den Verbraucher die Premiumvariante. Wer den Arzbesuch mit einem Einkauf verbinden und anschließend noch einen Sonntagskuchen bestellen kann, kommt weiterhin regelmäßig in das Einkaufszentrum vor Ort. Was für den einzelnen Verbraucher funktioniert, klingt auch für Investoren überzeugend. Handelsimmobilien, in denen der Branchenmix stimmt und die Mietauslastung dauerhaft gesichert ist, bleiben auch in Zukunft gesuchte Investitionsobjekte.
Fondmanager erwarten laut Retail Real Estate Report 2017 neue Rekordergebnisse für diesen Investitionsmarkt. „Deutschland ist ein gesuchter Investmentstandort, und wir gehen davon aus, dass das auch 2018 so bleiben wird“, meint Jan Linsin, Leiter Research bei CBRE Deutschland. Nachdem 2016 rund 12,8 Mrd. Euro in deutsche Handelsimmobilien investiert wurden, seien es im ersten Halbjahr 2017 6,3 Mrd. Euro gewesen.
Anleger setzen weiter auf Qualität und Sicherheit
Trotz dieses Investmentbooms setzen Anleger weiter auf Qualität und Sicherheit. „Objekte mit Entwicklungs- und Optimierungsbedarf werden gemieden, da diese das Risiko erhöhen“, sagt Thomas Kuhlmann, Vorstandsmitglied der Hahn-Gruppe und Mit-Herausgeber des Jahresreports.
Es geht so weit, dass Investoren eine Immobilie lieber behalten würden, selbst wenn der Preis steige. Der Markt werde von inländischen Investoren dominiert, die sich langfristig engagieren wollen. Große offene deutsche Fonds würden kaum verkaufen, da sie nicht wissen, wie sie das Geld wieder anlegen sollen.
Mangel an Vorzugsimmobilien im Einzelhandelbereich
Trotz wachsender Nachfrage führt dieses konservative Verhalten mittelfristig zu einem Mangel an Vorzugsimmobilien im Einzelhandelbereich, besonders in den Metropolen. Die Anleger müssten zunehmend auf Regionalzentren ausweichen, aber auch dort suchen sie Verlässlichkeiten wie bonitätsstarke Nutzer, ein voll vermietetes Objekt, hohe Ausstattungsqualität oder Mieter mit langfristige Verträgen.
Stabilisierend wirken bei Mieterakquisen interessanterweise der Lebensmitteleinzelhandel und das Drogeriegeschäft. Es gibt einzelne Unternehmensketten, die sich dabei besonderer Beliebtheit erfreuen. Im ersten Halbjahr 2017 lagen so zum Beispiel dm Drogerien, Rewe, Rossmann, Edeka, Netto und Aldi ganz vorn.
Positiv bemerkbar macht sich in diesem Zusammenhang, dass der Online-Handel mit Lebensmitteln bei 1,2 Prozent am Gesamtumsatz weiterhin relativ gering ausfällt. Nach Wachstumsraten in den Vorjahren um die vierzig Prozent waren es 2016 nur noch überschaubare zehn Prozent, mit denen die Onlineumsätze deutschlandweit zulegten. Die meisten Verbraucher scheinen ihre Produkte doch selbst einkaufen zu wollen.
Eine passende Ergänzung in Fachmarktszentren können Reiseagenturen, Anwaltskanzleien oder auch, wie oben angedeutet, Arztpraxen sein. Sie gelten zwar als anspruchsvolle, aber treue Mieter. Wenn es zum Standort passt, verbindet der Verbraucher den Besuch bei ihnen gerne mit einem Einkauf.
Konstanzer „Lago“ auch in 2017 das Shoppingcenter mit der besten Bewertung
Wie wichtig die richtige Mischung von Branchen in Handelszentren ist, zeigt sich bei der jährlichen landesweiten Bewertung von Shoppingcentern. Auf Platz eins behauptete sich dort auch 2017 wieder das „Lago“ in Konstanz. Zwar halten ihm Branchenkenner zu Gute, dass es, unweit der Schweiz gelegen, vom Einkaufstourismus profitiere, und das Ranking eben daher langfristig dominiere, aber Manager Peter Herrmann hebt hervor, dass er und seine Mitarbeiter schließlich das ganze Jahr über an der Optimierung des Centers arbeiten würden. So gebe es allein zwei Restaurants, die bis nach Mitternacht geöffnet seien, was in Einkaufscentern absolute unüblich sei. Auch das neue Parkleitsystem hätte zur Qualitätssteigerung beigetragen. Auf zehn bis zwölf Neuvermietungen pro Jahr könne er inzwischen verweisen. Inzwischen stünden sogar schon einzelne Modebranchen bei ihm Schlange. „Nach Timmy Hilfinger und Massimo Dutti kommt jetzt Joop“, berichtet Herrmann stolz.
„Citti“ in Kiel auf Platz zwei
Ganz ausgezeichnet schloss auch der Shopping-Center „Citti“ in Kiel ab. Das Norddeutsche Handels- und Immobilienunternehmen erhielt die meisten Punkte bei der Bewertung aus Sicht der Mieter. „Citti“ hat sich allerdings auf das Management von allein unternehmenseigenen Centern spezialisiert. Als reiner Dienstleister zu arbeiten, lehnt die Eigentümerfamilie Lütje ab.
Platz drei teilen sich drei Center aus Mecklenburg-Vorpommern, der „Hanse-Center“ in Bentwisch, der „Elisen-Park“ in Greifswald und der „Strelapark“ in Stralsund. Die Schlusslichter sämtlicher 260 Einkaufscentren, die in die Wertung kamen, liegen in Duisburg, Speyer und München, die Königsgalerie, die Postgalerie und das Mira.
Hervorzuheben ist bei der Bewertung regionaler Shopping-Center die Bedeutung von Parkplätzen. Dafür muss nicht nur der notwendige Raum vorhanden sein, sondern auch eine vorausschauende Planung und Finanzierung. Siebzehn der besten Center deutschlandweit bieten kostenloses Parken an.