Pflegeheime in Gefahr – Gesetzesänderung bringt Risiko für Investoren
Belegungsstopp droht!
Beim Thema Pflegeheim hat Baden-Württemberg 2017 nun radikal durchgegriffen. „Rechtssicherheit haben Sie bei Pflegeheimen in Baden-Württemberg nur dann, wenn Sie bis Ende des Jahres ausschließlich Einzelzimmer haben – auch im Bestand“, sagt Frank Löwentraut, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens „Aetas Consult“: „Erfüllen Sie diese Bedingung nicht, droht Ihnen ein Belegungsstopp.“ Im Klartext heißt das: Sämtliche Pflegeheime, die bislang auf Mehrbettzimmer gesetzt hatten, müssen umstrukturiert werden. Die neue Gesetzeslage wird ein gehöriges Mass an Umbauten nach sich ziehen.
Für Pflegebedürftige und ihren Angehörigen bieten Einzelzimmer auf den ersten Blick eine erfreuliche Perspektive. Einer Umfrage vom Marktforschungsinstitut „YouGov“ zufolge sind Pflegeheime deutlich unbeliebter als die Pflege im eigenen Zuhause, zumindest bei leichteren Pflegegraden wie eins bis drei. Die Vorstellung, der alternde Mensch müsse bei intensiverem Betreuungsgrad nicht nur ins Heim, sondern darüber hinaus in ein Mehrbettzimmer umziehen, ist für die meisten nicht schön.
Großes Risiko für Investoren
Für die nötigen Investoren stellt die neue Gesetzeslage jedoch ein großes Risiko da. Und es kommt noch komplizierter: Erschwert wird die Finanzierung von Pflegeeinrichtungen hierzulande durch die föderale Struktur. Fast jedes Bundesland hat seine eigene Gesetzgebung, fast jede Stadt oder Region legt unterschiedliche hohe Kulanz bei der Umsetzung der Gesetze an den Tag. Wo Baden-Württemberg gnadenlos ist, ist Bayern beispielsweise nachgiebig.
Die föderale Gesetzgebung erschwert insgesamt die Finanzierung von Pflegeheimen
Das bestätigt auch Dirk Richolt, Finanzdirektor beim Beratungsunternehmen „CBRE“ in Frankfurt am Main. „Die föderale Gesetzgebung erschwert insgesamt die Finanzierung von Pflegeheimen“, sagt der Experte. So verlangt Hamburg, ähnlich wie Baden-Württemberg zu hundert Prozent Einzelzimmer im Pflegeheim, Bayern und Schleswig-Holstein hingegen nur zu 75 und Berlin zu sechzig Prozent. Bundesländer wie Nordrhein-Westphalen bieten eine Übergangslösung an: Bei Neubau wird eine Belegung in Einzelzimmern zu hundert Prozent gefordert, bei Altbestand nur zu achzig Prozent. Schwer nachzuvollziehen, dass die Bestimmungen zur Pflege in Deutschland von Bundesland zu Bundesland derart stark voneinander differieren.
GRAF BRÜHL begleitet Investoren und Betreiber
Die Graf Brühl Versicherungsmakler GmbH ist in diesem Teil der Branche seit vielen Jahren tätig. „Wir begleiten Investoren und Betreiber durch entsprechenden Versicherungsschutz für die Absicherung der Investitionen bei Neu- und Umbauten, Stichwort: Bauleistungsversicherung“, so Dieter Wettemann, Head of Team Corporate bei Graf Brühl Versicherungsmakler. „Den Betrieb der Einrichtungen begleiten wir durch aktives Risikomanagement. Erkennen – Erfassen – Bewerten von Risiken, Entwicklung von Lösungsalternativen und Sicherstellung bedarfsgerechten Versicherungsschutzes.“ Ziel ist die Absicherung der Einrichtung und ihrer Bewohner. Dies sei ein kontinuierlicher Prozess, fügt der Fachmann hinzu.
Mit den meisten Kunden arbeitet Graf Brühl Versicherungsmakler seit vielen Jahren zusammen. Gleichzeitig ist gerade diese Branche stetem Wandel unterzogen. Der Bedarf an Pflegeheimen wächst unaufhörlich. In Berlin gab es 2016 nach Berechnung von CBRE 35 000 Plätze in rund 300 vollstationären Pflegeeinrichtungen. Die Auslastung lag bei 85 Prozent. Mit Blick auf die demografische Entwicklung müssten dringend neue Häuser gebaut werden.
Es wird nicht beim klassischen Pflegeheim bleiben
Auch die Art der Einrichtungen verändert sich – weg von der stationären Pflege und hin zur Hybrid‑, also zu Tages- und ambulanter Pflege. „Es wird nicht beim klassischen Pflegeheim bleiben“, so Dan-David Golla von „AviaRent“. Die Einrichtungen würden zunehmend eher hotelähnlichen Charakter annehmen. Der Spezialfondsmanager für Versicherungen und Pensionskassen hat sich vor zehn Jahren noch auf klassische Pflegeheime konzentriert. Inzwischen liegt seit Schwerpunkt bei Mikrowohnheimen. Das neue Stichwort, so Golla, sei: Senior Housing.