Hochwasser an der Elbe – Dresden versinkt in den Fluten (III)
Die Herausforderungen, die ein Leben am Fluss mit sich bringen, sind nicht immer leicht zu bewältigen. Im Frühjahr, wenn in den Bergen der Schnee schmilzt oder später, wenn anhaltende Regengüsse die Flüsse anschwellen lassen, sind sie bisweilen unüberwindbar. Dann hilft nur noch, zusammenzuhalten, gemeinsam zuzupacken und zu helfen, wo man helfen kann.
Im Grunde sind die Dresdner Hochwasser gewohnt. In Zeiten der Frühjahrsschmelze gehört es zur festen Gewohnheit, aufmerksam die Wasserstandsmeldungen zu verfolgen. Wenn der Pegel steigt, werden vorsorglich Säcke mit Sand gefüllt und in Garten und Schuppen bereitgestellt. Manche Häuser, die besonders nah am Wasser stehen, sind gar so gebaut, dass der Fluss getrost hindurch fließen kann. Das gilt inbesondere für Mühlen.
Im Frühjahr 2006 war alles anders
Am 4. April 2006 erreichte die Elbe am Pegel Dresden mit 749 Zentimeter einen Scheitelwasserstand, der bis vor 66 Jahren nicht mehr gemessen worden waren. Am 17. März 1940 war dieser Wasserstand zuletzt überschritten worden. Allein die Hochwasser-Katastrophe von 2002 war eine Ausnahme gewesen.
1940 wurde ein Pegelstand von 778 Zentimeter registriert, allerdings bei Eisgang. Dies war zugleich das größte Elbehochwasser des 20. Jahrhunderts. Der Pegelstand von 700 Zentimeter wurde in Dresden im 20. Jahrhundert fünfmal überschritten: 1900, 1920, 1923, 1940 und 1941, jeweils im Winter.
Schon die Katastrophe von 2002 hatte erhebliche Defizite der Hochwasserabwehr offenbart. Jetzt schien sich das alles noch einmal zu wiederholen. Ereignisse dieses Ausmaßes waren nicht mehr im Bewusstsein der Menschen gewesen. Eigentlich hatte der Wiederkehrintervall laur Statistik immer bei 50 Jahren gelegen. Musste in Dresden erneut alles aufgebaut und saniert werden?
Doch die Katastrophe zog nicht nur Reparatungen und Neubauten nach sich. Sie brachte den Dresdnern auch frische Erkenntnisse. Nachdem das Wasser wieder abgeflossen war, wurden 3000 Hektar neu als überschwemmungsgefährdete Flächen gekennzeichnet. Das hilft auch in Zukunft besser planen zu können. Einige Bebauungspläne wurden zunächst unterbrochen, andere Projekte sogar komplett ad acta gelegt.
Überschwemmungsgefährdete Flächen in Zukunft bei Neubauten meiden
Die Menschen haben schon immer gerne gewässernah gesiedelt. Ein Fluss bedeutet Leben und Bewegung. Er zieht Neubewohner geradezu magisch an. Doch man muss sich andererseits auch nicht unnötig in Gefahr begeben. Überschwemmungsgefährdete Flächen sollten in Zukunft bei Neubauten gemieden werden.
Das Hochwassers im August 2002 hatte im Einzugsgebiet der Elbe ferner Schadstoffe aus Altlasten freigesetzt und belastete Fließgewässersedimente remobilisiert. Das wiederholte sich 2006 glücklichweise nicht. Das Umweltamt hatte die Industrieflächen und Bergbauhalden isoliert und gekennzeichent, die überspült oder erodiert worden waren. Auch die Mineralöle aus leckgeschlagenen Heizöltankanlagen, die sich 2002 großflächig verteilt hatten, waren inzwischen neutralisiert worden.
Hochwasser muss nicht nur Katastrophenalarm und Ängste auslösen. Es kann auch vieles mitreissen, das Gebiet, in dem es gewütet hat, ausschwemmen. Wenn Schlamm und Dreck erst einmal beseitigt wurde, herrscht in den betroffenen Regionen meist neue Klarheit.
Teil 4 von 4 bald hier, im Online-Magazin von GRAF BRÜHL Versicherungsmakler Frankfurt:
Das Hochwasser kehrt zurück