GRAF BRÜHL Online-Magazin
D&O kritisch hinterfragt – Beiträge müssen deutlich erhöht werden
Die Zukunft der D&O Versicherung, oft auch Manager-Haftpflichtversicherung genannt, wird derzeit heftig diskutiert. Auch bei der 20. Jahrestagung zu Haftpflichtversicherungen „Euroform“ in Hamburg stand das Thema auf der Tagesordnung ganz oben. Einig waren sich die Anbieter, Makler und Juristen darin, so „Versicherungsjournal.de“, dass die Bestimmungen für D&O dringend überarbeitet werden müssten.
Schadenquote bei 108 Prozent – Die D&O Sparte ist seit Jahren tiefrot
So verwies Herbert Fromme, Herausgeber des Branchen-Informationsdienstes „Versicherungsmonitor“, bei der Tagung auf die Daten die der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) zum Geschäftsjahr 2016 erstellt hatte. Demnach lag der durchschnittliche Beitrag pro Police bei nicht ganz 3.700 Euro und die Schadenquote wie im Vorjahr bei 108 Prozent. „Die D&O‑Sparte ist seit Jahren tiefrot“, kommentierte der Fachmann. Der einzige Ausweg aus dem Dilemma scheint zu sein, dass die Beitrage um ein Vielfaches multipliziert würden. Der Anwalt Michael Hendricks forderte eine Erhöhung um das Zehnfache. Andere Teilnehmer der Debatte fanden das deutlich übertrieben. Daniel Messmer, Head Fac Casualty Munich, Director, Reinsurance der „Swiss Re Europe S.A.“, sagte: „Wir brauchen signifikante Prämienerhöhungen.“ Die notwendige Höhe sah er allerdings differenziert. Es müsse nicht unbedingt eine Verzehnfachung sein. Dr. Oliver Sieg, Partner der „Noerr LLP“, der in seiner Kanzlei sowohl Versicherer als auch Versicherungsnehmer vertritt, meinte hingegen: „Die Preise sind verdammt niedrig. Wären sie höher, könne man im Schadenfall vernünftiger miteinander reden.“Logische Konsequenz aus dem Preis- und Klauselnkampf der letzten Jahre
Doch die Probleme lasse sich nicht einfach durch eine Prämienerhöhung lösen. Der eigentliche Sachverhalt ist wesentlich komplexer. David Robert Sliva, Head of Sales & Marketing bei Graf Brühl Versicherungsmakler Frankfurt kann es erläutern: „Nachdem in den vergangenen Jahren ein beispielloser Preis- und Klauselnkampf im Bereich der Directors and Officers Versicherung (D&O‑Versicherung) auf dem deutschen Versicherungsmarkt zu verzeichnen war, ist die aktuelle Situation nur die logische Konsequenz. Die tatsächlichen Zahlen dürften noch deutlich schlechter ausfallen, als angenommen. Die zu erwartenden Großschäden, siehe beispielsweise ‚Dieselgate‘ bei VW, dürften sich nach langwierigen Verhandlungen mit einem großen Knall in den Schadenquoten der beteiligten Versicherer wiederspiegeln“.Geiz ist geil
Doch es sind nicht nur die Großschäden die zu einer negativen Entwicklung geführt haben. An der Entwicklung sind viele Schuld: Versicherer, Vermittler aber auch die Kunden. Heute ist eine D&O‑Versicherung mit einer Deckungssumme von einer Million Euro schneller und preisgünstiger zu bekommen, als eine Kfz-Versicherung. Vielerorts ist dafür nicht mal mehr die Aufnahme eines Risikofragebogens nötig. Das individuelle Haftungsrisiko der Kunden wird daher weder korrekt erfasst noch bedarfsgerecht versichert. Der Slogan ‚Geiz ist geil‘ hat mittlerweile auch in einem sensiblen und existenzbedrohenden Bereich wie der Haftung von Managern Einzug gehalten. Diese Entwicklung ist mehr als bedenklich. Durch die Entwicklung immer neuer Klauseln und Erweiterungen, kann man nur auf dem ersten Blick bei seinem Kunden punkten. Wichtig ist ein nachhaltiges Deckungskonzept, welches zusammen mit dem Kunden entwickelt werden muss. Nur auf dieser Basis ist eine wertige und nachhaltige Deckung möglich. Der reine Vergleich der auf dem Markt gängigen Klauseln und Erweiterungen in Bezug auf die hierzu aufgerufene Prämie, reicht nicht aus. Die Tücke steckt im Detail, da die in den letzten Jahren entwickelten Bedingungserweiterungen nicht den Kern der Deckung verbesserten, sondern nette Erweiterungen sind, welche im Grunde nur weitere Kosten bei allen Beteiligten verursachen.Prämiensteigerung nur ein Teil der Lösung
Der eigentliche Sinn und Zweck der D&O‑Versicherung wurde hier nur sehr behutsam weiter entwickelt. Wichtige Themen wie ein persönliches Abwehrkostenzusatzlimit; eine wertige Straf-Rechtschutzkomponente, welche noch nach Beendigung des zivilrechtlichen Anspruchs dem Manager die notwendigen Verteidigungskosten ersetzt; eine praxisorientierte Klausel zum Thema Vorsatz; eine echte Kontinuitätsklausel etc. werden weiterhin nur im überschaubaren Bereich angeboten. Richtig sei, so der D&O‑Experte abschließend, „die Prämen müssten steigen, doch das sei wie gesagt nur ein Teil der Lösung. Eine moderate Erhöhung würde genügen“. Armin Beier-Thomas, geschäftsführender Gesellschafter des Industrieversicherungs-Maklers „Gebrüder Krose GmbH & Co. KG“ versuchte die allgemeine Unzufriedenheit auf der „Euroform“ zu dämpfen: „Den einfachen D&O‑Haftungsfall haben wir noch nie gesehen.“ Es gebe durchaus auch zufriedenstellende Regulierungen. Einig waren sich die Diskutanten in Hamburg ferner, dass es auf die Kommunikation zwischen den Beteiligten ankomme. Beier-Thomas gab den Versicherern den Rat, mit ihren Kunden im Schadenfall direkt Kontakt aufzunehmen, das werde teilweise bereits getan. Er ergänzte, dass sich Versicherer und Versicherungsnehmer nicht nur auf ihre Anwälte verlassen, sondern eigene Entscheidungen treffen solltenArtikel in Ihrem Netzwerk teilen
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